2017 feiert Schwabach nicht nur das 900. Jubiläum seiner schriftlichen Ersterwähnung. Zeitgleich wird das 500. Jubiläum der Reformation begangen. Dies war für die Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) Anlass, ein grenzüberschreitendes Netzwerk zu schaffen, das die europäische Dimension der Reformation darstellt. Städte mit historischen Zeugnissen der Reformationszeit, mit europäischer Ausstrahlung und mit hinreichender touristischer Erschließung wurden eingeladen, sich um den Titel „Reformationsstadt Europas“ zu bewerben.
Auf Initiative von Dr. Paul-Hermann Zellfelder, geschäftsführender Pfarrer der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde St. Martin, hat die Stadt Schwabach diesen Gedanken aufgegriffen und eine Bewerbung an die GEKE eingereicht. In Schwabach sind verhältnismäßig früh, nämlich schon im Frühjahr 1523 erste reformatorische Ansätze erkennbar. Sie waren von einer Bürgerbewegung getragen und mündeten auch in eine Neuordnung des lokalen Sozialwesens.
Selbst gegen den zeitweisen Widerstand des damaligen Landesherrn, Markgraf Kasimir von Brandenburg-Ansbach, blieb der reformatorische Gedanke lebendig und die Stadt wurde so zu einer der Trägerinnen der Reformation im fränkischen Territorium der Hohenzollern. Die Beratung der „Schwabacher Artikel“ am „Tag von Schwabach“ (16. bis 19. Oktober 1529) im Gasthof zum Goldenen Stern markiert einen wichtigen Punkt der reformatorischen Entwicklung. Mit ihnen wurde eine der Grundlagen des Augsburgischen Bekenntnisses in unserer Stadt verabschiedet. Darin wurden erstmals die Unterschiede zwischen der lutherischen und der zwinglianischen Richtung herausgestellt.
Schon 1528 wurde in Schwabach die Brandenburg-Nürnbergische Kirchenordnung verabschiedet. In ihrer Gültigkeit war sie zwar regional beschränkt, bildet jedoch sehr früh das lutherische Gemeindeverständnis ab und darf damit ebenfalls überregionale Bedeutung beanspruchen. Bereits während des Dreißigjährigen Krieges bis ins 18. Jahrhundert hinein fanden in Schwabach und Umgebung Exulanten Unterkunft.
Es waren Protestanten aus Österreich, die sich der Gegenreformation in ihrer Heimat widersetzten und deshalb von dort vertrieben wurden. Wurde 1529 in Schwabach das Trennende bei den verschiedenen protestantischen Richtungen erkennbar, so führten diese Linien ab 1686 mit der freilich keineswegs konfliktfreien Aufnahme von Hugenotten in Schwabach wieder zusammen. Eigentlich ein Spottname werden mit „Hugenotten“ französische Prostestanten calvinistischer Prägung bezeichnet, die unter Gefahr für Leib und Leben aus ihrer Heimat geflohen sind. Die religiöse Vielfalt Schwabachs seit dem 18. Jh. zeigt sich darin, dass auch Katholiken und Juden in der Stadt lebten.
Die „vielfältigen Bezüge (...) zur Reformationsgeschichte des 16. Jahrhunderts“, „nachfolgende Entwicklungen, in denen die Stadt zum Zufluchtsort für Glaubensflüchtlinge aus verschiedenen Regionen Europas“ wurde, „aber auch das Nichtverschweigen der Schattenseiten, wie der eliminatorische Antisemitismus“ ließen für die GEKE nach den Worten ihres Generalsekretärs, Bischof Dr. Michael Bünker, ein „eindrucksvolles Bild Schwabachs in der Besonderheit als europäische Reformationsstadt“ entstehen. So darf sich Schwabach nun einreihen unter mehr als 50 Städten in 12 Ländern, zu denen beispielsweise La Rochelle in Frankreich oder Breslau in Polen gehören, und selbstverständlich auch Luthers Geburtsstadt Eisenach sowie die Lutherstadt Wittenberg. Weitere Informationen sind zu finden unter www.reformation-cities.eu.
(Text: Stadt Schwabach, www.schwabach.de)