OSTERAUGEN

Osteraugen
Bildrechte H. Gröschel-Pickel

Gedanken zum Osterfest

Eiskaltes Wasser ins Gesicht. Frühmorgens. Schlaf und Müdigkeit aus den Augen spülen. Die Frische spüren, aufleben und dem neuen Tag entgegenblicken. Ein Morgenritual, das in den Dörfern des italienischen Piemont am Ostermorgen zum gemeinsamen Brauch geworden ist. Wenn zum ersten Mal die Kirchenglocken läuten, rennen Kinder und Erwachsene zum Dorfbrunnn. Dort schöpfen sie das klare, kalte Wasser und waschen sich damit die Augen. Man lacht, grüßt sich mit "Halleluja", manche beten und bitten um "OSTERAUGEN". 

DieTradition, die auch an anderen Orten Europas gepflegt wird, bewahrt den Wunsch, die Welt und sich selbst immer wieder neu erkennen zu können. Ostern poliert trübe Augen auf, lässt weiter sehen: über die übliche Sichtweisen hinaus, in die Schatten hinein, durch manche Fragen und Zweifel hindurch. OSTERAUGEN lassen gnädiger in den Spiegel und auf andere blicken. Sie bleiben nicht an den eigenen Grenzen hängen, sondern stupsen die Seele an: "Ich sehe was, was du nicht siehst! Es ist licht und hell, weit und neu, vollkommen neu!

Text: Oliver Spies

Quelle: wandeln, Fasten-Wegweiser 2022, Andere Zeiten e.V. (www.anderezeiten.de)