Seit den Achtziger Jahren ist die „Friedensdekade“ ein fester Punkt im kirchlichen Veranstaltungskalender. Die zehn Tage vor dem Buß- und Bettag sind ganz dem Nachdenken über den Frieden gewidmet. In jedem Jahr wird die Dekade in einer anderen Region im Freistaat feierlich begonnen, in diesem Jahr findet sie unter dem Motto „Grenzerfahrung“ statt. Am Sonntag wurde die Reihe in Schwabach durch den evangelisch-lutherischen Dekan Klaus Stiegler eröffnet, die Predigt hielt Regionalbischöfin Elisabeth Hann von Weyhern.
Niemand hatte bei der Planung bereits im Blick, welche Brisanz das Thema der Dekade annehmen würde. Entsprechend groß war das Interesse an dem Eröffnungsgottesdienst in der Stadtkirche. Hann von Weyhern wies in ihrer Predigt zunächst auf die positive Bedeutung von Grenzen hin. Eine Abgrenzung sei wichtig um die eigene Rolle zu finden und den Punkt zu markieren, an dem Kommunikation stattfinden kann. Ein Beispiel dafür sei das Gespräch am Gartenzaun, auch wenn die Verständigung hier nicht immer gelinge.
Durchlässige Grenzen
Grenzen müssten ebenso erkennbar wie durchlässig sein – wie die Haut des Menschen. Eine allzu starre Hülle nehme dem Ganzen seine Lebendigkeit: Mit Schminke bedeckte Haut könne nicht atmen, wie die Regionalbischöfin mit einem Hinweis auf den James-Bond-Film „Goldfinger“ bemerkte. So bedrohe auch die Forderung nach geschlossenen Grenzen das Funktionieren des Miteinanders im eigenen Land, das Atmen des Organismus, den die Gesellschaft darstellt. Hann von Weyhern forderte die Menschen auf, sich nicht von der Angst bestimmen zu lassen, die in der Situation viele verständlicherweise empfinden würden. Die biblischen Worte „Fürchtet Euch nicht!“ rief sie den Gottesdienstbesuchern zu.
Neben den beiden großen Konfessionen beteiligen sich auch viele kleinere christliche Kirchen und Gruppierungen an dem gemeinsamen Ringen um Frieden. Mit Anja Landes-Schell überbrachte ein Mitglied der Mennoniten Grüße der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Bayern und der Dachorganisation auf Bundesebene. Katrin Bauer von „Mission EineWelt“ sprach ein Grußwort für die international tätige Einrichtung der evangelischen Kirche, die ihren Sitz in Neuendettelsau hat.
Pfarrer Martin Milius, der die Friedensdekade in der Region koordiniert, stellte einige Höhepunkte aus dem Programm der zehn Tage vor und verwies auf weitere Veranstaltungen zum Thema „Frieden“ in den Kirchengemeinden. Einen festlichen Rahmen verliehen dem Gottesdienst Instrumentalisten und der kleine Chor der Schwabach Kantorei unter Leitung von Kirchenmusikdirektor Klaus Peschik.
Bild: Setzen sich gemeinsam ein für das Gespräch über den Frieden: Regionalbischöfin Elisabeth Hann von Weyhern, Anja Landes-Schell, Katrin Bauer, Pfarrer Martin Milius, Dekan Klaus Stiegler (von links)