Am 13. März fand in der Kirche in Unterreichenbach der diesjährige Inklusionsgottesdienst des evangelischen Dekanats Schwabach statt. Die Inklusionsbeauftragten Dr. Paul Rösch (Roth), Christina und Michael Reutner (Rednitzhembach), Johannes Grillenberger (Barthelmesaurach) und Heinrich Endner (Unterreichenbach) hatten den Gottesdienst zusammen mit Pfarrer Werner Konnerth vorbereitet. Unter dem bewusst provokant gewählten Motto „Du bist doch behindert“ – na und?!“ gingen sie der Frage nach, wie Menschen mit Beeinträchtigungen leben und in der Öffentlichkeit damit umgehen bzw. umgegangen wird.
Paul Rösch begrüßte die Gottesdienstbesucher und wurde gleich konkret: „Wir danken den Unterreichenbachern für die Gastfreundschaft in dieser schönen, alten Kirche. Wegen der Stufen am Eingang ist sie für Menschen mit Einschränkungen aber nicht einfach zugänglich. Doch es gibt Pläne, das zu ändern.“ Anschließend kam Rösch mit Christina Reutner und Johannes Grillenberger ins Gespräch. Alle drei haben krankheitsbedingt oder in Folge eines Verkehrsunfalls Beeinträchtigungen und mussten lernen, damit zu leben und umzugehen. Es sei nicht leicht, eine solche Diagnose zu akzeptieren und nicht selten würden sich Betroffene deswegen aus dem gesellschaftlichen Leben zurückziehen. Es koste Kraft und Mut, den Glauben an sich nicht zu verlieren und trotz Behinderung seinen Platz in der Gesellschaft zu behaupten oder neu zu finden.
Für die Predigt hatte das Team die biblische Geschichte von Petrus ausgesucht, der das sichere Boot verlässt, um, Jesus gleich, auf dem Wasser zu gehen. Kaum aus dem Boot, ergreift Petrus die Angst vor Wind und Wellen, sein Mut und seine Selbstsicherheit schwinden und er wird von Jesus vor dem Untergehen gerettet. Pfarrer Werner Konnerth, der den Bibeltext in leichter Sprache auslegte, zog Parallelen zu Menschen mit Behinderungen: „Damit an die Öffentlichkeit zu gehen, sei eine Sache. Selbstsicher zu bleiben, wenn man Ablehnung, Unverständnis oder Beleidigung durch andere erfährt, eine andere.“ Den Inklusionsbeauftragten des Dekanats sei es ein Anliegen, mit Gottesdiensten wie diesen darauf aufmerksam und zugleich Mut zu machen, auf Menschen mit Einschränkungen zuzugehen und ihnen die Hand zu reichen, so wie es Jesus bei Petrus getan hat. „Menschen mit Behinderungen einen Raum in unserer Mitte zu geben, das ist es, um was es geht“, so Konnerth und erinnerte sich an einen Satz von Paul Rösch während der Vorbereitung des Gottesdienstes, der ihn zunächst irritiert und dann nachdenklich gemacht hätte: „Jeder Mensch hat eine Behinderung. Auch du. Du hast keine Flügel.“ Als Menschen fühlten wir uns (vor-)schnell als „normal“, wenn alles am Körper funktioniere, resümierte Pfarrer Konnerth.
Kirchenmusikdirektor Klaus Peschik an der Orgel und Wolfgang Herfried am Saxophon bereicherten den Inklusionsgottesdienst in der Unterreichenbacher Kirche mit atmosphärisch passenden Liedern und Musikstücken wie „Bei Mir Bistu Shein“ (Jiddisch: Für mich bist du schön) und „You‘ll never walk alone“ (Englisch: Du wirst nie alleine gehen).
Foto v. li.: Johannes Grillenberger, Heinrich Endner, Dr. Paul Rösch, Ehepaar Reutner, Pfarrer Werner Konnerth