Gedanken zu Ostern
Morgens stehe ich aus dem Bett auf. Mittags vom Tisch. Aber vom Tod? Keine Ahnung. Ich glaube es versuchsweise und wenn es nicht klappt, wenn dann alles schwarz und Schlaf ist, dann merke ich es ja nicht mehr. Bis dahin lebe ich. Esse Zimtschnecken, halte meine Nase in die Sonne, stelle mich in den Kirschblütenregen, streite (aber schmolle nicht) und feiere das Leben, so oft ich kann. Muss alles immer erfüllt sein? Ist es sowieso nicht, jedenfalls nicht in meinem Leben.
Mir reicht ein halber Apfelkuchen, ich brauche keinen ganzen. Wer immer auf Erfüllung wartet, könnte am Ende mit leeren Händen dastehen. Ich möchte mich erinnern an ein paar spontane Ausflüge, an das Lachen meiner Nachbarin, an Bring-was-du-hast-Abende, an Küsse im Nieselregen, an das eine oder andere gelesene Buch, an den Geruch von Waldmeister im Mai. Ich möchte mich daran erinnern, dass ich schon jetzt mehr Erinnerungen habe, als ich mir träumen ließe. Rette mich, Gott, vor der Vorstellung, dass immer noch was Größeres kommen muss. Der Himmel beginnt hier, mit einem halben Fuß steh ich schon drin.
Mit diesem Gedanken von Susanne Niemeyer* wünschen wir frohe und gesegnete Ostertage!
*Quelle: "wandeln", Mein Fasten-Wegweiser 2023, Seite 114, Hrsg. Andere Zeiten e.V. (www.anderezeiten.de)