Kirche und Kommunen auf Augenhöhe

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Mit einem Podiumsgespräch begingen die Kirchengemeinden im Süden des evangelischen Dekanats den Reformationstag am 31. Oktober. Die politischen Gemeinden der Region folgten der besonderen Einladung und schickten ihre Vertreter (und eine Vertreterin) in die Rother Stadtkirche. Unter dem Motto „Christengemeinde und Bürgergemeinde“ stellten sich die Kommunalpolitiker den Fragen von Pfarrer Joachim Klenk, der den Festabend moderierte. Mit der gut besuchten Veranstaltung fand das kirchliche Themenjahr „Reformation und Politik“ einen prominenten Abschluss.  

Der stellvertretende Dekan Dr. Karl Eberlein aus Roth, der den Abend angeregt und organisiert hatte, erläuterte in seiner Einführung Martin Luthers Haltung gegenüber der Politik. Der Reformator habe bereits vor fünfhundert Jahren das „geistliche und weltliche Regiment“ getrennt gesehen: Einer solle dem anderen nicht hineinregieren. Seine Lehre von den „zwei Reichen“ sei ein wesentlicher Impuls für die Trennung von Kirche und Staat gewesen, wie sie im 20. Jahrhundert in der Weimarer Reichsverfassung vollzogen wurde.

Intensive Beziehung

Die Trennung von Staat und Kirche habe jedoch nicht dazu geführt, dass sich beide nicht mehr beachteten, wie Eberlein weiter erklärte. Vielmehr habe sich eine intensive Beziehung zwischen den unterschiedlichen gesellschaftlichen Größen entwickelt. „Spätestens in der Person der Amtsträger kommen sie zusammen“, unterstrich der Theologe, „etwa wenn Bürgermeister zugleich als Ehrenamtliche in der örtlichen Kirchengemeinden tätig werden“. Deshalb seien für den Abend auch Vertreter der Politik eingeladen worden, die sich – jeder auf seine Weise und in unterschiedlichen Konfessionen – in der christlichen Tradition verwurzelt fühlen. Zahlreiche Besucher aus verschiedenen Kirchengemeinden des Dekanats verfolgten die Äußerungen der Kommunalpolitiker, die sich im zweiten Teil des Abends den Fragen von Pfarrer Joachim Klenk stellten. Das auch unangenehme Entscheidungen „mit Anstand zu treffen“ seien, betonte Georg Schiffermüller aus Georgensgmünd. Es sei nicht immer möglich alles zu sagen, was man wisse, ergänzte ihn sein Kollege Thomas Schneider aus Röttenbach. Was man aber sage, müsse der Wahrheit entsprechen.  

Zuwendung zu den Menschen

Dass Kirche sich allen Menschen zuwenden müsse und sich nicht auf einzelne Randgruppen beschränken könne, forderte der stellvertretende Landrat Walter Schnell, als Mitglied der evangelischen Landessynode ein besonderes Beispiel für die Verbindung von Politik und Kirche in einer Person. Trotzdem sei sie gerade bei bestimmten Themen ein unverzichtbarer Partner, unterstrich dagegen der Rother Bürgermeister Hans Raithel. Bei der drängenden Frage nach dem Umgang mit Flüchtlingen etwa bringe die Kirche „das Menschliche“ in die Diskussion ein, während der Staat oft nur Rahmenbedingungen schaffen könne. Wie Kommune und Kirche sich gemeinsam für ein Zusammenleben mit Behinderten einsetzen können, berichtete Bürgermeister Markus Mahl aus Hilpoltstein, wo beide große Konfessionen Behinderteneinrichtungen unterhalten. Übereinstimmend würdigten die Gesprächspartner die Rolle der Kirchen in der ganzen Breite sozialer Fragestellungen.

Sachverstand und Glaube

Wichtig sei, „dass Sachverstand und Glauben zusammenkämen“, erklärte die Büchenbacher Bürgermeisterin Irene Schinkel im Blick auf die Arbeit. Mit ihren Kollegen war sie sich einig, dass es in jeder Zusammenarbeit auf das Verhältnis der beteiligten Personen ankomme. Viele Ziele ließen sich „nur erreichen, wenn man an einem Strang ziehe“ und könnten oft nur mit einer breiten Unterstützung der Bevölkerung erreicht werden. So hat sich Georgensgmünd intensiv mit dem Schicksal seiner jüdischen Mitbürger im „Dritten Reich“ auseinandergesetzt, wie es Georg Schiffermüller eindrücklich beschrieb.

Nahe bei den Menschen zu sein, mit Luthers Worten „dem Volk aufs Maul zu schauen“, sei ein weiteres wichtiges Kriterium für kirchliches und politisches Handeln, erklärte Hans Raithel. Und zu alledem, so die Politiker übereinstimmend, eine ordentliche Portion Humor. Insgesamt blieb die Veranstaltung zum Reformationstag weitgehend einvernehmlich und wurde kaum einmal zum Streitgespräch. Dafür gewannen die Besucher einen Eindruck, wie vielfältig Politik und Kirche miteinander verwoben sind, und lernten ihre Volksvertreter von einer anderen Seite kennen. Posaunenchöre aus der Region unter Leitung von Martin Burmann verliehen dem Abend eine festliche Note. Pfarrer Johannes Arendt aus Georgensgmünd, Senior des evangelischen Dekanats, konnte einen aufschlussreichen Abend mit Gebet und Segen zu einem guten Ende bringen. 


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Zum Podiumsgespräch in Roth versammelt (von links nach rechts): Markus Mahl (1. Bürgermeister Hilpoltstein), Hans Raithel (2. Bürgermeister Roth), Thomas Schneider (1. Bürgermeister Röttenbach), Pfarrer Joachim Klenk (Roth), Georg Schiffermüller (2. Bürgermeister Georgensgmünd), Walter Schnell (stellvertretender Landrat), Irene Schinkel (3. Bürgermeisterin Büchenbach)